Nemzow-Tochter bei Günther Jauch: Das System ist schuld

Nemzow-Tochter bei Günther Jauch: Das System ist schuld

Am Sonntagabend sprach Günther Jauch über das Thema "Putins Russland – Auf dem Weg zur Diktatur?". Konkret ging es um die Ermordung des Kreml-Kritikers Boris Nemzow, der am 28. Februar dieses Jahres auf offener Straße erschossen wurde. Zu Gast war Schanna Nemzowa, die Tochter des Getöteten. Für sie ist klar: Eine Mitschuld an dem Mord trägt die russische Regierung.

"Wir wussten, dass mein Vater bereits seit zehn Jahren unter Druck stand. Er hatte ein schweres Leben. Die komplette russische Medienlandschaft war gegen ihn. Er wurde beschattet, er wurde abgehört", so Nemzowa. Dass es irgendwann mit dem Tod endet, damit habe niemand gerechnet. Am Sonntag wurden zudem zwei Verdächtige verhaftet. Es handelt sich dabei um zwei Mitarbeiter des russischen Innenministeriums in Tschetschenien, wie "Bild" berichtet – eine klare Mitschuld der Putin-Regierung, wenn es nach der Tochter des Kreml-Kritikers geht.

Bei Günther Jauch sprach die 30-Jährige auch die Motive Russlands an: "Mein Vater wollte den Westen überzeugen, dass diejenigen, die an der Spitze des russischen Fernsehens stehen, unsere Bevölkerung belügen. Es ist eine Massenvernichtungswaffe. Sie terrorisieren das russische Volk und sie sollten in die Sanktionsliste der EU und der USA übernommen werden."

Dennoch glaubt Schanna Nemzowa nicht daran, dass der Mord an ihrem Vater jemals aufgeklärt werde: "Irgendjemand wird bestraft werden, aber nicht der wirklich Schuldige." Dieser Meinung pflichtete auch die ehemalige ARD-Korrespondentin Ina Ruck bei. In Russland komme es regelmäßig zu politischen Morden und "keiner von denen ist aufgeklärt".

Und Putins Diktatur? "Es gibt bereits eine Diktatur in Russland und dieser dreiste Mord bedeutet, dass die Machthabenden die rote Linie überschritten haben", stellte Schanna Nemzowa klar. Am 15. März werde sie nach Russland zurückkehren. Was sie in ihrer Heimat angesichts der Äußerungen bei Günther Jauch erwartet, wird sich dann zeigen.

Bild Copyright: dpa