So wird der "Polizeiruf 110" am Sonntag

Die Kommissare Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) ermitteln im Windkraft-Millieu

Eine Leiche, ein Irrer, Schweigegeld in Millionenhöhe, schmutzige Politik und grüne Energie: Das sind die vielversprechenden Elemente des Polizeirufs, der am Sonntag aus Rostock abgesetzt wird. Die Erwartungen werden aber mindestens genauso enttäuscht, wie die Hoffnungen von Kommissar Bukow. Trotz guter Story kommt der Krimi nicht recht in Schwung und hinkt seinem Vorläufer "Familiensache" vom November 2014 in Spannungspunkten um Längen nach. Einige Höhepunkte gibt es trotzdem:

Darum geht's:

Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) haben es im Polizeiruf "Sturm im Kopf" mit dem erschossenen Firmen-Chef der Hilgro Wind AG zu tun. Das Unternehmen ist gerade dabei einen riesigen Off-Shore Windpark zu bauen, dem die Landesregierung ihren Wahlsieg zu verdanken hat. Unterdessen wird ein verwirrter Mann in der Innenstadt aufgegriffen, der sich sicher ist, jemanden ermordet zu haben. Er kann sich jedoch an nichts erinnern und weiß nicht einmal, wer er ist.

Wie sich herausstellt, ist der Verdächtige Max Schwarz (Christian Friedel), Mitarbeiter in der Hilgro Wind AG und hatte womöglich Zugang zu sensiblen Firmendaten. Unterdessen entgeht Bukow nicht, dass seine Kollegin König irgendetwas vor ihm verbirgt und sichtlich mit alten Dämonen zu kämpfen hat. Dabei hängt Bukow selbst ziemlich durch und seine Selbstbeherrschung am seidenen Faden. Nachdem er in der letzten Folge erfahren hatte, dass seine Frau Vivian (Fanny Staffa) eine Affäre mit seinem Kollegen hat, kann er sich diesem gegenüber kaum zusammenreißen. Gleichzeitig hofft er auf eine zweite Chance mit Vivian. Doch wie so oft kommt die Arbeit in die Quere...

Verwirrung und Kontrollverlust

Die Geschichte hat durchaus Potenzial, doch die verschiedenen Handlungsstränge schaffen es nicht recht, zu einem großen und ganzen zusammenzuwachsen. Der Titel "Sturm im Kopf" trifft nicht nur auf die Protagonisten, sondern auch den Zuschauer zu. Da wäre zunächst die aktuelle Geschichte mit Hilgro Wind AG und einigen Politikern, die natürlich Dreck am Stecken haben. Wie genau die Vorgeschichte von König darin verwickelt ist, eröffnet sich nur schleppend. Was für den Zuschauer immerhin genauso frustrierend ist, wie für Bukow.

Die Anspannung, die während der ganzen Folge zu spüren ist, entläd sich schließlich in einem emotionalen Finale, bei dem sich Bukow und König am Ende in den Armen liegen. Romantik-Alarm bei den Kommissaren? Ganz und gar nicht - eher eine Mischung aus Verzweiflung, Erschöpfung und Freundschaft. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...

Gut gelungen ist hingegen der Erzählstrang von Bukows privatem Drama. Er ringt mit seinem Stolz, seiner Selbstbeherrschung und seinen Gefühlen. Seine Frau bleibt hart und so bleibt ihm am Ende nicht mal der Wohnwagen als Rückzugsort, sondern nur noch der Kofferraum seines Autos. Der Kommissar befindet sich an einem Scheidepunkt. Ob seine mit Mühe aufrechterhaltene Kontrolle kippt oder nicht, dürfte beim Rostocker-Team noch für so einige Spannung sorgen!

Fazit:

Der Film ist nichts für seichte Krimi-Liebhaber, die sich am Sonntagabend am liebsten berieseln lassen möchten. Der "Polizeiruf 110" fordert die volle Konzentration des Zuschauers. Ist die vorhanden, wird man mit einer vielschichtigen Geschichte belohnt. Bleibt die Aufmerksamkeit aus, herrscht am Ende lediglich "Sturm im Kopf".