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Was steht in Ihrer Patientenverfügung, Thekla Carola Wied?

Thekla Carola Wied als Leni in "Sein gutes Recht"

In "Sein gutes Recht" (30. März um 20:15 Uhr im ZDF, mit anschließender Dokumentation) trifft Leni (Thekla Carola Wied) auf ihren Freund Max (Matthias Habich), bei dem sich erste Zeichen von Altersdemenz zeigen. Auf Veranlassung von Nachbarn wurde Max per Gerichtsbeschluss unter Betreuung gestellt, doch die zuständige Anwaltskanzlei kümmert sich wenig. Als Max' Existenz bedroht wird, nimmt Leni den Kampf gegen den zwielichtigen Anwalt und sture Behörden auf.

Der Film malt ein erschreckendes Szenario, das sich auch in der Realität häufig finden lässt. Damit Hauptdarstellerin Wied ein solches Schicksal erspart bleibt, hat sie zeitig vorgesorgt. Mit spot on news sprach die 71-Jährige über ihre Patientenverfügung, ihren Kampfgeist und die Vorzüge des Alters.

Frau Wied, haben Sie für den Fall der Fälle vorgesorgt?

Wied: Natürlich. Ich bin 70 geworden. Das Thema rückt näher. Ich rede oft mit meinem Mann über den Tod, über das Sterben und was wir machen, wenn es einmal soweit ist. Wir haben zeitig vorgesorgt. In unserem Testament steht jeweils ein Betreuer, für ihn einer seiner drei Söhne, und für mich eine meiner Nichten. Da haben wir hundertprozentiges Vertrauen, und das ist schon mal ein gutes Gefühl. Natürlich habe ich auch schon lange eine Patientenverfügung, ebenso wie mein Mann. Das ist das Mindeste an Sicherheit, das man sich verschaffen kann. Was das Schicksal dann mit einem vorhat, wird sich zeigen.

Wie kam es dazu, dass Sie sich mit diesen Themen auseinandergesetzt haben?

Wied: Meine Mutter lag sehr lange in einem Heim. Sie hatte eine schlimme Form von Polyarthritis und war schließlich fast bewegungsunfähig. Irgendwann konnte man sehen, dass sie sich von der Welt verabschieden wollte. Doch sie wurde weiter künstlich ernährt, und wir konnten nichts dagegen machen. Dieses Drama hat noch fünf Jahre gedauert, und wir waren machtlos dagegen. Wir haben sie immer besucht und gehofft, dass sie uns doch noch hören kann. Es war wirklich furchtbar. Als sie dann endlich gehen konnte, war sie nur noch Körper. Das was für uns so schlimm, dass wir anschließend alle sofort eine Patientenverfügung gemacht haben.

Was steht denn in Ihrer Patientenverfügung drin?

Wied: Na, dass die Geräte abgeschaltet werden sollen, wenn das Bewusstsein nicht mehr da ist.

Macht Ihnen der Gedanke daran, das Bewusstsein für die Welt zu verlieren, Angst?

Wied: Es sollte keine Angst machen, macht es aber dennoch. Was mir Angst macht, ist das Alleinsein. Das ist ein weiteres großes Thema in unserer überalterten Gesellschaft, dass so viele Menschen alleine leben und im Alter vereinsamen. Ich würde mir wünschen, dass junge Menschen diesbezüglich mehr sensibilisiert wären und ihre Hilfe anbieten, anstatt nur zwischen Facebook und Mülltonne zu leben. Wenn ich U-Bahn fahre, sehe ich nur noch Menschen mit Stöpsel im Ohr, die ihre Umwelt gar nicht mehr wahrnehmen.

Beeinflusst das ihr Menschenbild?

Wied: Man hat ja im Laufe der Jahre sowieso ein nicht nur positives Menschenbild, und wenn ich abends Nachrichten schaue, rutscht es bis in den Keller. Ich halte die Menschheit nicht für grundsätzlich gut, denn das ist sie nicht. Trotzdem bin ich ein sehr positiver Mensch. Jeder prägt das Weltbild doch mit. Ich kann entscheiden, wo ich eingreife und helfe. Und ich greife gerne ein, denn ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und bin nicht gerade konfliktscheu.

Sind Sie da ähnlich wie Leni, die sich gegen jegliche Autorität auflehnt?

Wied: Ich habe mich schon als Kind gegen die Autorität meines Vaters aufgelehnt, der mir verboten hatte, den Schauspielberuf zu erlernen. Ich warn ein bockiges und mutiges Kind. Das ist mir bis heute geblieben. Ich wehre mich. Und im Alter ist etwas ganz Tolles hinzugekommen: Ich sage nur noch, was ich denke. Ich bin doch nicht 70 geworden, um mich kleinzumachen! Ich sage meine Meinung und kämpfe auch für sie.

Und wie fahren Sie damit?

Wied: Natürlich werden viele sauer, ich würde sogar sagen, ein Großteil reagiert irritiert. Aber ich fühle mich damit sehr unabhängig und frei. Geld war mir nie wichtig, ich war immer ein sparsamer Mensch. Doch es erlaubt einem die Freiheit, nicht mehr Jein sagen zu müssen, sondern Ja oder Nein. Wenn man oft Nein sagt, stören sich natürlich viele daran, aber ich will nicht Jein. Ich möchte mich nicht mit etwas quälen müssen, was ich nicht will.

Abgesehen davon: was bringt das Alter noch Positives mit sich?

Wied: Es gibt so viele positive Dinge, dass ich gar nicht alle aufzählen kann. Ich habe schon alleine viel mehr Zeit für alle Genüsse, die das Leben bietet: Theater, Reisen, die Natur. Das sind Dinge, die ich genießen kann, weil ich gesund bin und das Glück habe, mit meinem Mann einen tollen Partner an meiner Seite zu haben. Uns reicht es schon, abends bei einem Glas Rotwein über alles Mögliche zu diskutieren. Wir haben eine lebendige Partnerschaft und Ehe. Das alleine ist schon ein Geschenk. Alles andere ergibt sich von selbst.