"Die Vorstadtweiber": So sexy und witzig kann Intrige sein

Ein Teil des Casts von "Die Vorstadtweiber" (v.l.n.r.): Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger), Josef Steinberg (Simon Schwarz), Nicoletta Huber (Nina Proll), Maria Schneider (Gerti Drassl), Tina (Proschat Madani) ...

Was ist denn mit dem los? "Kuscheln" will er, sagt der Banker Hadrian zu seiner jungen Frau. Nur kuscheln. Auch ein Banker habe das Recht, zu kuscheln, nur zu kuscheln. Sie seufzt ergeben, und ihr Blick antwortet: Das kann doch jedem mal passieren. So wie es aussieht, ist der liebe Hadrian nur als Banker ein knallharter Dynamiker, als Ehemann aber leider nicht. Macht nichts, er hat ja immer noch seinen Porsche - und die Gemahlin in Fällen wie diesen einen allzeit bereiten Lover, übrigens ein guter Geschäftsfreund des Hausherrn.

Es geht reichlich drunter und drüber bei den "Vorstadtweibern" und ihrem Anhang oder umgekehrt. Der ARD-Zehnteiler am Dienstagabend (20.15 Uhr), eine österreichische Version der US-Kultserie "Desperate Housewives", hat nach schlappem Beginn und vernichtenden Urteilen in den Feuilletons an Fahrt aufgenommen. Mittlerweile sind die Folgen weitaus amüsanter und bissiger als es anfangs der Chor der KritikerInnen wahrhaben wollte.

Im Prinzip geht es immer nur um eines: Sie mit ihm, er mit ihr, bisweilen er mit ihm. Und natürlich: Ohne Kohle geht schon gar nichts. Fünf Ladys aus der schicken Wiener Vorstadt Grinzing versuchen mit aller Macht das Geld ihrer Männer zu verprassen, derweil die Herren nur miese Geschäfte und außerhäusige Abenteuer im Sinn haben.

Die Vorstadtweiber und ihre Lieben

Da wäre die prüde Maria (Gertie Drassl), die sich mit ihrer grantelnden Schwiegermutter (Gertrud Roll), die nicht mal weiß, wer der Vater ihres Sohnes ist, rumärgert. Bis Maria entdeckt, dass ihr Mann Georg (Jürgen Maurer) ein schwules Verhältnis mit einem Minister unterhält, um für ein gigantisches Grundstücksgeschäft die heimlichen Planungen für eine neue Autobahn in Erfahrung zu bringen.

Ihre coole Freundin Walli (Maria Köstlicher) entstammt einem verarmten Adelsgeschlecht, ihr Mann Josef (Simon Schwarz) hat Geld, hält aber seine Gemahlin viel zu kurz. Also überredet Walli ihre Freundin Nicoletta (Nina Proll), ein Verhältnis mit Josef anzufangen. Sie will ihn inflagranti erwischen und sich mit der Scheidung sanieren. Walli ihrerseits vergnügt sich heimlich mit Marias 17-jährigen Sohn Simon (Johannes Nussbaum), mit dem sie ihre "sexuellen Defizite" aufarbeitet.

Der Banker Hadrian (Bernhard Schir) hat die zauberhafte, blutjunge Caroline (Martina Ebm) geheiratet, weil ein Mann seines Kalibers sich beim besten Willen nicht mit einer gleichaltrigen Ehefrau zeigen kann. Er ahnt nicht, dass sie ihn mit dem jungen Lobbyisten Bertram (Gregorowicz) betrügt, mit dem Hadrian und sein Kumpel Georg das große geschäftliche Ding drehen wollen.

Nicoletta (Nina Proll), die vierte im Bunde der Vorstadtweiber, ist als einzige berufstätig, worüber Carolin lamentiert: "Die Nico, die darf arbeiten. Wir müssen nix tun." Nico verkauft in ihrer Boutique sehr erfolgreich teure Designerkleider zweifelhaften Ursprungs. Das ist eine ihrer wahren Berufungen: "Wenn ich was kann, dann Männern das Hirn wegblasen und Designer-Ware von Fakes unterscheiden." Walli pflichtet ihr bei: "Wir kaufen uns doch diese sündteuren knappen Fetzen nur, damit sie uns irgendjemand wieder schnell vom Leibe reißt."

Und die fünfte Lady ist Sabine (Adina Vetter). Auch sie lebte in luxuriösen Verhältnissen, bis eines Tages ihr Mann zu ihr sagte: "Servus Schatzi, das ist mein neues Schatzi." Und ihr eine andere junge Dame vorstellt, während sie die Schnitzel brät. Trennung. Die Frau auf dem Arbeitsamt sagt zu Sabine: "Sie haben also die Lizenz fürs Shopping verloren." Sabine muss putzen gehen und Sexspielzeug verkaufen, um zu überleben.

Eine ordentliche Portion Wiener Schmäh

Der Prosecco fließt in Strömen, Porschemotoren grollen, und der Umgang der Protagonisten untereinander wird immer intriganter, wobei die größten Gemeinheiten im Wiener Schmäh wie Liebesbezeugungen klingen. Als die brave Maria ihren Georg mit essbarer Unterwäsche verführen will, sagt der nur: "Jessas". Später beobachtet sie ihn mit offenem Mund beim Liveact mit seinem Minister. Nun wird sie neugierig und lässt sich von einem Callboy nicht nur die Augen öffnen.

Auch die junge Caro und ihr alternder Kuschelbär Hadrian haben so ihre Probleme. "Auch gleichaltrige Paare können Scheißehen haben", verrät sie ihren Freundinnen. Andere Szene. Ein Geschäftsfreund ist zu Besuch da. Die Herren rauchen Zigarre, und Hadrian bittet: "Schatzi, machst du uns bitte Kaffee?" Sie: "Zu Diensten Massa." Nach dem Einschenken: "Wenn Massa mich suchen, ich auf Plantage."

Angesichts des üblichen "hausgemachten Serienallerleis" (tz München) öffentlich-rechtlicher Nonnen- und Provinz-Cop-Storys ist der Intrigantenstadl der "Vorstadtweiber" und ihrer unglücklichen und verunglückten Herren die reinste Wohltat.