Wallraff: Katastrophale Zustände in Jobcentern

Die Jobcenter sind vollkommen überlastet und schikanieren Erwerbslose. Der Journalist Günter Wallraff deckt auf.

Die Situation in deutschen Jobcentern ist erschreckend. Journalisten-Legende Günter Wallraff zeigte in einer RTL-Reportage, wie schlimm es teilweise um die Arbeitsvermittlungen bestellt ist. Zusammen mit Reporter Torsten Misler gelang es Wallraff, sich in mehrere Jobcenter einzuschleusen und die Arbeit der Jobvermittler aus nächster Nähe zu beobachten.

Die Erkenntnis: zahlreiche Jobcenter leiden unter chronischem Personalmangel. Viele Betreuer müssen monatlich etwa 500 Fälle abarbeiten, obwohl nur 150 vorgesehen sind. Oft werden Zahlen geschönt, damit am Ende des Monats die Statistik stimmt. Erwerbslose werden regelmäßig für 1-Tages-Jobs vermittelt, und dann erscheinen sie nicht mehr in der Liste der Jobsuchenden.

Hartz-IV-Empfänger und andere Arbeitssuchende kritisieren den Umgang mit ihnen in den Jobcentern. Man werde „wie ein Stück Vieh behandelt“ und fühle sich regelrecht „erniedrigt“ berichten einige Betroffene. An einer echten Arbeitsvermittlung seien viele Vermittler oft gar nicht interessiert. Es gehe den von hohen Krankenständen und Personalmangel geplagten Jobcentern nur darum, das vorgegebene Soll zu erreichen, so die Kritik.

Auch die Weiterbildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose entpuppen sich oft als reine Farce. Wallraff nahm an einer Maßnahme teil, bei der Langzeitarbeitslose mit Lamas durch die Natur spazieren mussten – zur Verbesserung ihrer zukünftigen Jobchancen. In einem anderen Kurs mussten Arbeitslose überlegen, welche Gegenstände sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden.