Plagiatsvorwurf: Cascada-Song geklaut?

Seit Lena und „Satellite“ gab es keinen deutschen Grand-Prix-Beitrag mehr, der so mitriss: „Glorious“ von Cascada ist seit vergangenem Donnerstag unser offizieller Beitrag für Malmö. Dabei war die Elektroband um Frontfrau Natalie Horler bisher gar nicht für ihre Ohrwurm-Qualitäten bekannt. Die Erklärung für das One-Hit-Wonder ist einfach, sagen Musikexperten: Der Song sei nichts als eine Kopie des ESC-Vorjahressiegers „Euphoria“ von Loreen. Doch das bestreitet Horler eisern.

Cascadas (r.) Song erinnert stark an Loreens ESC-Siegertitel (Bilder: ddp Images)
Cascadas (r.) Song erinnert stark an Loreens ESC-Siegertitel (Bilder: ddp Images)


Das Publikum war begeistertet, spendete nach dem ESC-Vorentscheid in Hannover begeistert Applaus. Doch ein, zwei verwirrte Gesichter im Zuschauerraum sprachen schon am letzten Donnerstag Bände: „Glorious“ von Cascada – klingt das nicht irgendwie verdammt nach Loreens „Euphoria“? Mittlerweile bewegt diese Frage nicht nur ganz Deutschland, sondern auch den NDR. Man habe ein musikwissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben, um den Plagiatsvorwurf zu prüfen, sagte Thomas Schreiber, ARD-Koordinator für den Bereich Unterhaltung, dem Kölner „Express“.

Lesen Sie auch: Cascada fahren nach Malmö zum Eurovision Song Contest

Da ist die „Bild“-Zeitung schon einen Schritt weiter. Das Boulevard-Blatt übergab „Glorious“ und „Euphoria“ dem Insitut für Sprachwissenschaften an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Die Wissenschaftler speisten beide Songs in ein Sprachanalyse-Programm ein und erstellten so eine Art musikalischen Fingerabdruck, der Lautstärke, Grundfrequenz und Spektraldaten exakt vermisst und miteinander vergleicht. Das Ergebnis: Cascadas Song wirkt tatsächlich wie eine bloße Kopie des ESC-Siegers 2012 – allerdings mit kleinen, aber feinen stilistischen Veränderungen.

Das kennen wir ja bereits von diversen Doktorarbeiten deutscher Politiker: Grundton übernommen, Urheber verschwiegen. Auf „Glorious“ bezogen bedeutet das: Der Song weist in wesentlichen Punkten wie Gesangsdynamik, Schluss und Atemstilistik große Ähnlichkeiten mit „Euphoria“ auf. Doch von all diesen Dingen will Cascada-Frontfrau Horler nichts wissen. Das seien zwei unterschiedliche Lieder, und: „Wir können die beiden Lieder gern übereinanderlegen.“

Lesen Sie auch: Cascada für Deutschland – der Hit, den wir verdienen

Gut möglich, dass die 31-Jährige diesen Vorschlag noch bereuen wird. Denn bis zum 18. Mai, wenn im schwedischen Malmö der Eurovision Song Contest ausgetragen wird, ist noch viel Zeit. Zeit, die man für musikalische Analysen und im schlimmsten Fall sogar eine Neubesetzung des deutschen Wettbewerbsteilnehmers nutzen könnte. Eines ist aber schon jetzt glasklar: Entpuppt sich Cascadas Beitrag tatsächlich als Kopie, darf das Dance-Trio nicht beim Grand Prix antreten.

Schon die No Angels und Stefan Raab sahen sich in der Vergangenheit Plagiats-Vorwürfen ausgesetzt – die sich jedoch allesamt zerstreuten. Ob das bei Cascada auch der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.