„Xavier Naidoo und Freunde präsentieren: Sing um Dein Leben“: Herzergreifend liebevoll

Eine ungewöhnliche Feier der Musik und ihrer verbindenden Kraft, das ist „Sing um Dein Leben“ mit Xavier Kurt Naidoo und 14 jungen Gesangstalenten. Die hat der 41-jährige Sänger nach dem Ende seiner Zeit beim Vettern-Format „The Voice of Germany“ nämlich nicht im Regen stehen lassen, sondern mit diesem Projekt nachhaltig aufgefangen. Das Erscheinen des zweiten gemeinsamen Albums feiert die Crew mit einer Schar illustrer Gäste in einer TV-Show allererster Güte im Frankfurter Gibson Club.

Mit großen Stimmen für eine bessere Welt: Xavier Naidoo und Freunde (Bild: PRO7/Willi Weber)
Mit großen Stimmen für eine bessere Welt: Xavier Naidoo und Freunde (Bild: PRO7/Willi Weber)

Ein szenisches Allerlei von neuen und alten Songs, biografischen Einspielern und kurzen Interviews mit den Stargästen kreist ums Zentrum geballter Energie positivster Art, immer dem Leben und der Musik zugewandt. Das ist einzigartig im zynischen Casting-Dschungel. Alles scheint möglich zu sein an diesem Abend. Comedian Bülent Ceylan, wie Naidoo auch aus Mannheim, entert die Bühne in einer Rockerkutte, die er sofort dem Zeremonienmeister – Naidoo – umhängt, um dann mit ihm zusammen im Heimatdialekt ein Heavy-Metal-Stück über die Liebe zu brüllen. Das Publikum kann gar nicht anders, als begeistert mitzugehen. Tim Mälzer labert zwar, was das Zeug hält, aber hat nach eigenen Angaben „eine Singphobie“. Diese treibt ihm sein Musiklehrer – Naidoo – mit einem Karaoke-Duett zu „Don't Let the Sun Go Down On Me“ gründlich aus. Es hört sich keineswegs schlecht an, was die beiden so unterschiedlichen Talente auf der Bühne zusammenschustern. Der Koch kommt auf den Geschmack: „Digger, ich bin 'ne Maschine, gib mir das nächste Lied“.

"Mama Mia": Die Kandidaten der RTL-Kuppel-Show

Sogar Schlager-Trash-Barde Jürgen Drews wirkt im Musikzirkus der „Good Vibrations“ nicht fehl am Platz und kann endlich mal seine anderen Seiten zeigen. Drews Wurzeln liegen nämlich im Jazz, und das beweist er mit einer Banjo-Improvisation. Sein „Les Humphries“-Gassenhauer „Mama Lou“ aus dem Jahre 1973 kommt dann auch so gar nicht mehr verstaubt rüber, sondern frisch und „unsterblich“, wie Xavier Naidoo dem 68-Jährigen huldigt. Die Party zum Überkochen bringt schließlich ein Duett der „The Voice“-Jurykollegen Nena und… Xavier Naidoo. „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ ist nicht totzukriegen – und Naidoo ganz klar die Hauptfigur an diesem Abend.

Bringen die Party zum Überkochen: Nena und Xavier Naidoo (Bild: PRO7/Willi Weber)
Bringen die Party zum Überkochen: Nena und Xavier Naidoo (Bild: PRO7/Willi Weber)

Zur Abwechslung von den Live-Auftritten gibt es immer wieder einen kleinen Exkurs: Casting-Show-Vati Dieter Bohlen bekommt Besuch von Naidoo und Co. in Tötensen. Im Studio basteln sie zusammen am nächsten Gassenhauer. Die superpositive Energie der Sendung hinterlässt sogar hier ihre Spuren und selbst der „Poptitan“ wirkt souverän und sympathisch: Er lebt gut von der Musik, aber auch für sie. Unter dem Motto „Gute Taten vollbringen und Musik unter die Leute bringen“ führen weitere Ausflüge vors Standesamt und in den Kreißsaal. Naidoo und sein Team bringen Brautpaaren ein Ständchen („Ich kenne nichts, das so schön ist wie Du“) und singen Neugeborene ins Leben.

Naidoos Drang zur Weltverbesserung durch Musik kann kitschig und naiv anmuten, ist aber ernst gemeint, ohne Zynismus dargebracht und dazu auch noch unterhaltsam inszeniert. „Sing um Dein Leben“ ist „Herzergreifend liebevoll“, wie ein neuer Song des Gutmenschen aus Mannheim heißt, und geht über eine abgekartete Album-Promotion hinaus. Bitte öfter!

Death-Metal-Göre: Sechsjährige kreischt sich zum Internetstar